Montag, 2. November 2009

Der Mann im Mond (Schweizer Geschichte)

Einst begab sich eine arme Frau in den Bergen auf den Heimweg. Sie hatte Beeren und Kräuter gesammelt. Da kam sie unterwegs zu einem Senner, der gerade dabei war, seine Kühe zu melken.

"Ach, wenn ich doch nur ein ganz klein wenig von der Milch bekommen könnte", dachte sie. "Aber womit soll ich sie bezahlen?"

Da blieb sie zögernd stehen, grüßte freundlich, nachm ihren ganzen Mut zusammen und fragte: "Habt ihr ein wenig von eurer Milch übrig für eine arme Frau?"

"Was?", fuhr der Senner auf. "Ich bin nicht von der Wohlfahrt! Geh und kauf dir welche. Da könnte ja jeder kommen!"

Mit diesen Worten wandte er sich wieder seinem Melkeimer zu. Tief betroffen warf die Frau noch einen Blick auf den Hartherzigen, schüttelte den Kopf und sprach laut:

"Da euer Herz so kalt ist, wünschte ich, ihr würdet an dem kältesten Ort sitzen."

Im nächsten Augenblick entschwand der Mann ihren Blicken. Seitdem kann man den Senner bei Vollmond sehen:

Er sitzt auf dem Mond mit seinem Milcheimer vor den Knien.
Quelle: "Guter Mond du gehst so stille" 
von ArsEdition

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