- Für ein Schiffstau bin ich viel zu schwach, sagte er sich.
- Und für einen Pullover zu kurz.
- An andere anzuknüpfen, dazu hab ich zuviel Hemmungen.
- Für eine Stickerei eigne ich mich auch nicht. Dazu bin ich zu blaß und farblos. Ja wenn ich aus Lurex bestünde, dann könnte ich eine Stola verzieren. Aber so? Es reicht nicht! Was kann ich schon? Niemand braucht mich. Niemand mag mich. Und ich mich selbst am wenigsten.
So sprach der kleine Baumwollfaden zu sich selbst, legte eine traurige Musik auf und fühlte sich ganz niedergeschlagen in seinem Selbstmitleid.
Da klopfte das Wachs an seine Tür und sagte: "Laß dich doch nicht so hängen, kleiner Baumwollfaden! Ich weiß was. Ich hab`da eine Idee: Wir beide tun uns zusammen! Für eine lange Kerze bist du als Docht zu kurz, und ich hab`dafür auch nicht genug Wachs. Aber für ein Teelicht reicht es allemal. Wir beide zusammen werden eine kleine Kerze. Die wärmt und macht ein bißchen heller." "Es ist besser, auch nur ein kleines Licht anzuzünden, als immer nur über die Dunkelheit zu schimpfen."
Da war der kleine Baumwollfaden ganz glücklich und sagte: Dann bin ich also doch zu etwas nütze.
Und wer weiß, vielleicht gibt es auf der Welt noch mehr kurze Baumwollfäden, die sich zusammentun werden, mit Wachs.
(Autorin: Ursula Steig)

Foto: mephis - pixelio.de
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